Kürzlich lernte ich einen Vogelkundler kennen, der sich unter anderem im Auftrag von großen Firmen für den Erhalt der Natur und der Lebensräume unserer gefiederten Freunde engagiert. „Vogelkundler“ ist ein ziemlich seltener Beruf. Für den, den ich kennenlernte, begann der Weg dahin schon in sehr jungen Jahren.
Als 13-jähriger lernte er auf langen Wanderungen nach und nach die Stimmen der Vögel kennen und zu unterscheiden. Heute, ein paar Jahrzehnte später, kennt er sie fast alle. Er lauscht und weiß sofort, welche Vogelarten gerade in der Nähe sind. Dadurch erkennt er viel über die betreffende Gegend, noch bevor er sie direkt erkundet hat.
Man könnte sagen: Wie eine Gegend beschaffen ist, so klingt sie! Manche Vogelstimmen erklingen in ihr, andere nicht oder nicht mehr. Jede Gegend ist Lebensraum. Und jeder Lebensraum wird von irgendwelchen Wesen bewohnt. Von wem und wie lässt sich erforschen. Man kann sich umsehen, man kann in den Böden graben, man kann Pflanzen und Tiere entdecken. So entsteht ein Bild von der Welt, in der wir uns gerade befinden. Aber lauschen? Eine Gegend aus dem Gehör heraus erkunden?
Ich gestehe, dass das für mich erst mal ungewöhnlich und fremd klang. Aber dann wurde mir klar, dass wir Menschen das bezüglich unserer inneren Welt hin und wieder, mehr oder weniger bewusst, auch tun, indem wir zum Beispiel darauf hören, was die „innere Stimme“ zu uns spricht. Vom guten Ausgang einer aufregenden Lebenssituation kann sie ebenso wissen und erzählen, wie von der Schönheit der Welt oder einer Weisheit, die Frieden in einen Konflikt bringt. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr fällt mir zu dieser inneren Stimme ein. Das macht geradezu Lust darauf, das Hören nach innen zu üben. Probieren Sie es doch auch einmal!