Sein neues Buch „Die schönere Welt, die unser Herz kennt ist möglich“ widmet Charles Eisenstein den beiden „Geschichten“ von der Separation und von der Verbundenheit. Er geht dem Verhältnis auf den Grund, das wir Menschen aufgrund der Umtriebigkeit und Technisiertheit zur Welt haben und gleicht es mit einer Beziehung der Verbundenheit ab, die latent ebenso für uns alle besteht, die aber meistens zu wenig Beachtung findet.
Als Kapitelüberschriften wurden einzelne Begriffe der alltäglichen Erfahrung gewählt: Mit „Wahnsinn“, „Gewalt“, „Hoffnung“, „Echtheit“, „Das Neue“ usw. sind seine Ausführungen überschrieben. Die Lektüre führt denn auch erwartungsgemäß auf eine Reise durch den Alltag. Einerseits sind es Erfahrungen des Autors, andererseits beginnt man unvermittelt damit, sie mit den eigenen Erlebnissen abzugleichen. Dazu wird auf nahezu jeder Seite auch ermuntert. Das Buch will (und kann) in die Praxis des Lebens vordringen.
Charles Eisenstein versteht es, tief, sehr tief zu schürfen. Er geht den Dingen auf den Grund. Ebenso ist er ein meisterhafter Erzähler der Geschichte von der anderen, schöneren Welt, die wir Menschen, allen Widrigkeiten zum Trotz, schaffen können. Mir gefällt es, dass er in nichts naiv und sentimental daher kommt. Er schreibt über seine eigenen Schwellenerfahrungen (Hilfsarbeiter auf dem Bau, alleinerziehender Vater, hilfloser Zeuge manch trauriger Situationen) und von den Entdeckungen, die er gerade dadurch gemacht hat. Dabei schwingt er sich nicht zum überlegenen Guru auf, sondern bietet sich auf Augenhöhe als Weggefährte an.
Vielfältig ist unser aller Leben mit dem Gang der Dinge verflochten. Dazu gehört auch, dass wir tragisch, also an manchem schuldlos schuldig werden. Charles Eisenstein spart das nicht aus. Den Zusammenhang zwischen der Nutzung von elektronischen Geräten und der Schinderei von Menschen, oder die langen, irren Lieferketten bis in die Innenstädte vor Ort: „Wir müssen den Schmerz darüber integrieren. Wenn wir das tun, beginnen wir, andere Entscheidungen zu treffen – die Ergebnisse des „Tue, was Du tun willst“ ändern sich auf natürliche Weise.“ Dennoch wird es auf ein Aktivsein ankommen, aber auf eines, dass nicht übersieht oder gar verdrängt. Es tut wohl, zu lesen, dass und wo der Autor klar erkennt, dass diese unsere Welt keineswegs verloren ist. Im Gegenteil: Dem Wetterleuchten der schöneren Welt in den 1968er-Jahren folgen gegenwärtig junge Menschen, die noch entschiedener und sicherer Notwendiges erkennen und veranlassen, als es der Generation ihrer Großeltern damals möglich war.
Kann man mit einer Vision der schöneren Welt in den Unbillen der Gegenwart überhaupt bestehen? Vielen liegt es nicht fern, Ahnungen und gelegentliche Gewissheiten vom Leben in Verbundenheit für verrückt zu halten. Charles Eisenstein beruhigt und pointiert, indem er seinem wunderbar gelungenen Buch mit auf den Weg gibt: „Ich hoffe, es wird in Ihnen die Auffassung wecken und bestärken, dass Sie ganz und gar nicht verrückt sind; dass es im Gegenteil die Welt ist, die verrückt geworden ist.“