(Über das Projekt und das Buch)
Mitunter scheint das Leben hier und da Ideen zu präsentieren, deren Umsetzung eigentlich unmöglich ist. So könnte es sein, dass zwei Leute ohne Geld, ohne Grundstück, ohne Fachwissen und ohne MitstreiterInnen daran gehen wollen, auf einer verwilderten, kontaminierten, zentral gelegenen Brachfläche mitten in Berlin einen Garten für alle anzulegen. Geht nicht? Doch: Am Berliner Moritzplatz ereignete sich das von Begeisterung und Fleiß getragene Wunder der erfolgreichen Umsetzung dieser Idee!
Im vergangenen Jahr ist ein Buch erschienen, das auf fast 250 Seiten nachvollziehbar macht, wie der Prinzessinnengarten Wirklichkeit wurde. Zuerst nur zwei Leute machten sich daran, mitten in Berlin diesen Garten für alle zu schaffen. Am ersten Wochenende nach der Unterzeichnung des Mietvertrages für die 6.000 Quadratmeter große Fläche, kamen schon 150 Menschen. Nach und nach wurde das Gelände zum (mobilen) Garten. Den belasteten Böden und dem kurzfristigen Mietvertrag (immer nur für ein Jahr) ist es geschuldet, dass alle Planzungen in Beeten vorgenommen werden, die transportabel sind. In Plastikkisten auf Europaletten gestapelt kann der gesamte Garten in zwei Wochen seinen Standort wechseln.
Der Garten ist mitten in der Stadt, der Weg dorthin ist nicht weit. Und dann pulst da das Leben: Kinder lernen den Umgang mit Pflanzen, junge Leute finden ihre Aufgaben ebenso, wie die älteren, die zwar nicht mehr die teils schweren körperlichen Arbeiten verrichten können, denen man aber gern Fragen stellt, wenn es darum geht, alltägliche (Garten-)Probleme zu lösen. Und für einen gemütlichen Plausch ist immer auch genug Zeit bei einer Tasse Tee aus selbst gezogenen Kräutern. Anders Gärtnern in der Stadt funktioniert. Es ist eine ausgezeichnete Form, um Menschen über Generationen und Sozialisationen hinweg zusammen zu führen. Das ist eine Form großstädtischer Kultur, der eine weite Verbreitung zu wünschen ist, denn Natur und Mensch werden allerorten auf eine gesunde Weise davon profitieren.
Das Buch, das von einigen KoautorInnen verfasst wurde, ist in besonderer Weise informativ. Einerseits werden die Erfahrungen mit dem Projekt nachvollziehbar und viele praktische Tipps von der Gartenpflege bis zur Nahrungszubereitung vermittelt, andererseits geben ausgezeichnete Fotografien einen genussvollen Eindruck vom Prinzessinnengarten. Im hinteren Buchteil werden von Stefanie Müller-Frank einfühlsam verschiedene Pflanzen beschrieben, die von Catherine McGuire wunderbar aquarelliert wurden.