Kurs für Jugendliche zur Entwicklungszusammenarbeit
Vermehrt lebt in jungen Menschen zum Ende ihrer Schulzeit der Wunsch, sich für eine gewisse Zeit in der weltweiten Entwicklungszusammenarbeit zu engagieren. Ein neues Kursprogramm greift das auf und bereitet systematisch auf die Freiwilligendienste vor. Das Besondere daran ist, dass der Kurs von Aktiven und ehemals Aktiven des von Jugendlichen selbst verwalteten Steinschleuder e.V. durchgeführt wird.
Nachdem die Jugendtagung „Einsam-Gemeinsam“ mit über 1.000 Teilnehmenden aus aller Welt an der Rudolf-Steiner-Schule in Bochum zu ende gegangen war, gründete das jugendliche Organisationsteam 1992 die „Steinschleuder – Bewegung zur Bewegung“. Den Anlass dafür lieferte die Begegnung mit Valentin Bjelokon, jenem Arzt, der 1986 in der Nacht des Super-GAU in Tschernobyl Dienst getan hatte. Seine Initiative zur Einrichtung einer Krankenstation für an Krebs erkrankte Kinder unterstützten die Jugendlichen als erstes. Und seitdem sie die Krankenstation in der Ukraine im Jahr 1994 fertiggestellt hatten, folgten bis heute zahlreiche weitere Projekte in aller Welt. Unter den Steinschleuder-Alumni kam im vergangenen Jahr die Idee auf, in einem eigenen Kursprogramm das erworbene Wissen weiterzugeben, um Jugendliche auf die Arbeit im Ausland vorzubereiten.
Der Bedarf für solche Kurse nimmt zweifellos unverändert zu, seit im Jahr 2008 durch die damalige Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul in Deutschland der Freiwilligendienst „Weltwärts“ eingeführt wurde. Der angestoßene Trend führt in einen Bereich gegenseitiger Entwicklung, in die die Aktiven vor Ort und die jugendlichen „Volunteers“ gleichfalls einbezogen sind. „Die Freiwilligen wirken durch ihre Tätigkeit in der Einsatzstelle und veranlassen durch ihre pure Anwesenheit informelle Lernprozesse in ihrem gesellschaftlichen Mikroumfeld (Stufe 1). Gleichzeitig durchlaufen sie selbst Lernerfahrungen, die zurückzuführen sind auf ihre Tätigkeit und auf die Interaktion mit ihrem Mikroumfeld (Stufe 2). Die Gesamtheit der während des Dienstes gemachten Erfahrungen wiederum wirkt als Motivator und Katalysator für ein Engagement auch nach dem Dienst (Stufe 3).“ (Jörn Fischer „Freiwilligendienste und ihre Wirkung - vom Nutzen des Engagements“, bpd.de, 24.11.2011)
Für die Steinschleuder ist das Motiv der gegenseitigen Entwicklung aller Beteiligten zentrales Anliegen. Der Friedensforscher Johann Galtung, dem die Gründer_innen der Initiative seinerzeit begegneten, betonte in seiner Beratung diesen Aspekt besonders: Die Menschen aus den materiell reichen Ländern werden in ihrem Engagement in Armutsregionen zu Lernenden mit einer ganz besonderen Chance. Marcel Botthof, als Steinschleuder-Alumnus einer der Mitwirkenden im Kursprogramm, meint: „Der innere Ort, an dem sich die Steinschleuder befindet, ist nicht per Zufall aufgesucht worden. Es geht darum, das kulturell Wertvolle, das Geistige ganz konkret wirksam werden zu lassen. Die Beteiligten werden so gesehen an ihr Menschsein erinnert, wozu gehört, dass man im Sinne der Dreigliederung Geschwisterlichkeit im Wirtschaftsleben, Gleichheit im Rechtsleben und Freiheit im Geistesleben praktiziert.“
Der schulergänzende Kurs umfasst ab Dezember 2015 sieben Wochenenden und eine Trainingswoche. Den Abschluss bildet die gemeinsame Teilnahme an einem Baucamp, das im Sommer 2016 vermutlich in Kenia durchgeführt werden wird.
Informationen zum Kursprogramm und Bewerbung zur Teilnahme hier