Jeder Mensch möchte glücklich, gut mit dem Notwendigen versorgt und in Eintracht leben. Das ist Ihnen klar. Ebenso wissen Sie vermutlich, dass es viele, sehr viele Menschen gibt, denen das aufgrund ihrer finanziellen Verhältnisse nicht möglich ist. Immer wieder wird das in den Nachrichten illustriert um die Welt geschickt. Aber können Sie sich wirklich vorstellen, wie es um die Verteilungsgerechtigkeit auf dieser Erde bestellt ist? Machen wir dazu jetzt mal ein Experiment:
Stellen Sie sich bitte mal eine Gemeinschaft von 100 Menschen vor, zu der auch Sie gehören, die für sich beschlossen hat, alles Hab und Gut zu einem gemeinsamen Eigentum zu machen. Ebenso sollen alle Einkommen in einen Topf fließen. Beides soll für immer gelten. Nachdem das beschlossen und durchgeführt wurde, meldet sich einer zu Wort und sagt, dass ihm allein in Zukunft 40 Prozent des vorher gemeinsamem Eigentums gehören werden. Nach anfänglichen Protesten wird ihnen deutlich, dass der eine mit den für sich beanspruchten 40 Prozent Anteil am Eigentum der Gemeinschaft gar nicht allein ist, sondern weitere fünf Mitglieder für sich zusammen weitere 31 Prozent am Eigentum beanspruchen. Ihnen wird klar, dass Sie nun zu den restlichen 94 Mitgliedern gehören, denen nur noch 29 Prozent, also weniger als ein Drittel, des vorher gemeinsamen Eigentums verbleiben.
Sie werden nachdenklich und warten ab. Zeit vergeht, in der die Gemeinschaft gemeinsam wirtschaftet. Jeder führt sein Leben, isst und trinkt, kleidet sich, hat Familie, erfährt Freuden und Leiden. Die Mitglieder der Gemeinschaft leben jeweils nach individuellen Bedürfnissen, Möglichkeiten und Überzeugungen. Dann, irgendwann, sehen Sie sich an, wie es mit der Verteilung des Einkommens inzwischen steht. Wer hat wie viel aus dem gemeinsamen Topf entnommen? Sie machen sich aufgrund des Kassenbuchs Notizen, die Sie mit folgendem Ergebnis auswerten: Vom ganzen monatlich zur Verfügung stehenden Geld haben 20 Mitglieder der Gemeinschaft nur für sich selbst 89 Prozent verbraucht, weitere 60 haben weitere 9,8 Prozent für sich entnommen, so dass für die restlichen 20 Mitglieder lediglich 1,2 Prozent geblieben sind. Wie finden Sie das?
Wenn sich irgendwo in Deutschland jetzt so eine Gemeinschaft bilden würde, die derart miteinander umgeht, würden in Null Komma Nichts die Journalisten und Kamerateams Schlange stehen. Die Zeitungen wären voll mit Berichten über diese „Sekte“ und diese „Abzocke“. Staatsanwaltschaften würden Ermittlungen aufnehmen, politische Parteien zur Solidarität aufrufen und in diversen Talkshows würde darüber debattiert, wie man das alles hätte verhindern können und was daraus für uns alle zu lernen sei. In den sozialen Netzwerken würden „die Dummen“, die sich als Mitglieder dieser Gemeinschaft derart über den Tisch ziehen ließen von den einen verhöhnt und von den anderen ausgiebig mit Mitleid bedacht. Undenkbar wären solche Reaktionen nicht. Nur: Was Sie sich gerade als Beispiel vorgestellt haben, entspricht der globalen Realität, über die bislang nur sehr wenige Menschen aufgeregt oder bekümmert sind, weil ihnen der ganze Wahnsinn zu wenig bewusst ist und sie selbst, mittendrin, Teil des Ganzen sind!