Vor dem Hintergrund reichen Erfahrungswissens stellt Reinhard Loske in einem absolut lesenswerten Buch die „Konturen einer Nachhaltigkeitswende“ dar. Die sieben Kapitel des Buches geben einen Über- und Ausblick, der motiviert und inspiriert.
Demografische Entwicklung und Umverteilung sind zwei der unübersehbaren Phänomene, die zur Wende drängen, wobei die Ausgangsbedingungen in den verschiedenen Ländern der Erde nie gleich sind. Durch einen ressourcenintensiven Lebensstil nehmen die Industriestaaten der Nordhemissphäre in großem Umfang Flächen in anderen Teilen der Welt in Anspruch. Dennoch wird der „Wohlstand als Voraussetzung für ein hohes Umweltbewusstsein“ bezeichnet, aber es wird auch darauf hingewiesen, wie groß die eigentlichen Ziele noch sind.
Mit manchen Vorstellungen wird aufgeräumt. Der „grüne Weg ins Dienstleistungsparadies“ ist nicht realistisch, denn die USA mit einem Dienstleistungsanteil von 80 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung geben ein anderes Zeugnis. Auch die Effizienzorientierung und der begleitende Rebound-Effekt werden beleuchtet. Und das von der unmissverständlichen Forderung begleitet, dass wir uns von der Wachstumsorientierung zu verabschieden haben, Dass das einen grundsätzlichen Systemwechsel voraussetzt, wird allerdings leider zu wenig betont.
Nach Untersuchungen zum „Wende“-Begriff (Ressourcen-, Chemie-, Verkehrs-, Agrar-, Wald-, Wasserwende und die Energiewende als „Mutter aller ökologischen Wenden“) folgt der Blick auf Nischen, von denen aus der „Hauptstrom“ beeinflusst wurde und wird. Genügsamkeit und Maßhalten sind en vogue – und leiten damit zu wirksamen Effekten. Allerdings bleibt im Sinne des Autors abzuwarten, ob die „Modelle der heute so vielgepriesenen Verhaltensökonomik das vorherrschende Menschenbild der neoklassischen Ökonomie grundsätzlich revidieren werden.“
Eine Ökonomie der Langlebigkeit ist gefordert. Reinhard Loske gibt einen guten Überblick darüber, was es mit geplanter Obsoleszenz, Modewellen und ökologisch wahren Preisen so auf sich hat. Wer sich über die Themen des Wandels basal informieren will, findet auch dafür in diesem Buch viele Informationen und wird zum Fazit geleitet: „Es ist also nach politischen Rahmenbedingungen Ausschau zu halten, die einen Dreiklang aus besser (Effizienz), anders (Substitution und Kooperation) und weniger (Subsistenz und Suffizienz) ermöglichen.“
Die Entwicklungen in jüngster Vergangenheit und Gegenwart fordern andere Formen des politischen Umgangs, „offenere (rezeptivere) Institutionen und mehr Durchlässigkeit zwischen der formellen und der zivilgesellschaftlichen Politik.“ Ganz praktisch werden die Ausführungen, wenn gegen Ende des Buches das Augenmerk darauf gelenkt wird, „Was wir gemeinsam tun können“. In einer Auswahl wird vorgestellt, wo aktive Beteiligungen am Wandel möglich und direkt umsetzbar sind.